Deutschland spielt eine führende Rolle in den umliegenden Ländern der Eurozone mit 19 Mitgliedern. Das Land hat die größte Volkswirtschaft in Europa und weist eine niedrige Arbeitslosigkeit, optimistische Investoren und ein starkes Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) auf. Trotz dieser guten Aussichten nennt Christine Lagarde, Geschäftsführerin des Internationalen Währungsfonds (IWF), drei Probleme, die Deutschland in Bezug auf seine eigene Zukunft und die der anderen Euroländer beunruhigen.
1. Niedriges Lohnwachstum und Inflation
Eine Herausforderung für Deutschland besteht darin, das Lohnwachstum für die Arbeitnehmer zu verbessern. Nach der globalen Finanzkrise von 2008 akzeptierten die deutschen Arbeitnehmer ein geringes Lohnwachstum als Gegenleistung für die Arbeitsplatzsicherheit. Das Land weist jedoch mit 3, 9% im Jahr 2018 eine Rekordtiefarbeitslosenquote sowie ein starkes BIP-Wachstum auf. Wenn deutsche Arbeitnehmer Lohnerhöhungen erhielten, neigten sie möglicherweise dazu, mehr auszugeben und weniger zu sparen, was die deutsche Wirtschaft ankurbeln würde. Lagarde zufolge würde ein Anstieg des Lohnwachstums in Deutschland auch anderen Ländern des Euro-Währungsgebiets helfen, da dies die Inflationsrate im Euro-Währungsgebiet näher an die Zielinflationsrate der Europäischen Zentralbank bringen und die Preise stabil halten würde.
2. Eine alternde Gesellschaft und ein Haushaltsüberschuss
Deutschland weist einen Haushaltsüberschuss auf, die Staatsverschuldung sinkt rapide und die Regierung kann ihre öffentlichen Ausgaben erhöhen. Die Regierung muss jedoch entscheiden, wie sie die Ressourcen für langfristige Investitionsinitiativen wie Straßenbau, Schulungsprogramme für den jüngsten Flüchtlingszustrom, hochwertige Kinderbetreuungs- und Nachschulprogramme am besten einsetzen und gleichzeitig Geld sparen kann, um die Renten und das Gesundheitswesen zu bezahlen der alternden Bevölkerung.
Deutschland ist stark von der Autoindustrie abhängig und exportiert in asiatische Länder, von denen sich viele industrialisieren. Einige Ökonomen sehen jedoch die Notwendigkeit, dass Deutschland mehr in digitale Projekte und F & E investiert, und die Regierung gibt mehr Geld aus, um Risikokapitalinvestitionen in kleine und mittlere Unternehmen zu fördern, die nach Software- und Technologieinnovationen streben.
3. Ausgewogene Ersparnisse und Investitionen
In Dollar ausgedrückt weist Deutschland mit 8% des BIP den weltweit höchsten Leistungsbilanzüberschuss auf, was bedeutet, dass das Land mehr exportiert als importiert. Dies impliziert jedoch, dass die deutschen Bürger sparen und nicht ausgeben, was das Wirtschaftswachstum hemmt. Lagarde hält den Leistungsbilanzüberschuss für zu groß und sieht eine große Herausforderung für Deutschland darin, die Altersvorsorge der Bevölkerung zu verringern, indem ältere Arbeitnehmer dazu ermutigt werden, in der Erwerbsbevölkerung zu bleiben.
Europa und erhöhtes grenzüberschreitendes Risiko
Auch der Euroraum weist laut Lagarde generell Anzeichen für ein potenziell starkes Wachstum auf. Deutschland und seine Kohorten brauchen jedoch ein Polster, das im nächsten wirtschaftlichen Abschwung Abhilfe schaffen kann. Lagarde fordert die Weiterentwicklung der Kapitalmarktunion, um die grenzüberschreitende Risikoteilung zu fördern. Dies erfordert, dass Länder mit hoher Verschuldung ihre Haushalte reformieren und alle Länder ihre Produktivität steigern, die seit der globalen Finanzkrise weitgehend stagniert hat.
Deutschland ist mit rosigen wirtschaftlichen Aussichten ins Jahr 2019 gestartet. Die Nation wird jedoch zweifellos von der Geschwindigkeit der Reformen in der Eurozone betroffen sein, die langsamer sind, als es das Land wünscht, und von der zunehmenden Antiglobalisierungspolitik, die sich weltweit abzeichnet. All dies könnte das Wachstum Deutschlands und des europäischen Auslandes behindern.